ANFRAGEN BUCHEN

Im Altfasstal: Wo die Schmetterlinge auf der Ziege tanzen

19.07.2017

Beim Frühstück kommt man ins Plaudern - der Südtiroler würde sicher sagen „Beim Reden kommen die Menschen zusammen“. 

Spontan beschließen wir, mit einigen anderen Gästen eine Wanderung zu unternehmen. Wir holen uns einige Tipps bei Familie Pichler. Auf Zitas Empfehlung zieht es uns ins Altfasstal und zur Pranter-Stadl-Hütte, denn wer Zitas Küche kennt, der weiß, dass sie weiß, was gut ist. Es ist ein wunderschöner Tag, nicht zu warm, nicht zu kalt und wir starten gleich beim Hotel, denn ins Altfasstal kommt man vom Bacherhof aus auch locker zu Fuß. 

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Es geht an der Kirche vorbei – das Dorf Meransen legt sich in die Hügel so als wären sie miteinander gemacht worden. Links öffnen das Pustertal und rechts das Eisacktal ihre Flügel, rundum Bergwellen, etwas versetzt das weiße Dolomitgestein. Oben kreisen Falken. Unser Städterherz ist von so viel Horizont ganz erfüllt und der Blick schweift hin und her, löst die Schreibtisch-Nackenverspannungen und gleichzeitig Begeisterung aus. Diese Berge: zum Greifen nahe und gerade deshalb unfassbar. Einige runde Wolken bummeln über den Himmel und auch wir schlendern bummelnd dahin.  Wir beglückwünschen uns gegenseitig dazu, hier zu sein.  



Es ginge auch auf Rädern

Am Wald angekommen düsen einige Autos an uns vorbei, denn zwischen den Bäumen gibt’s auch einen Parkplatz auf drei Plateaus. Wir finden’s lustig, weil schon auf den ersten Schildern steht: „Kleingeld nicht vergessen“. Wir sparen unser Kleingeld für’s erste Käffchen auf … und klimpern damit weiter auf dem Forstweg durch den Wald, immer dem 16A und dann dem 16B nach.

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An hohen Lärchen und Fichten kommen wir vorbei. Jedes Gräschen wird begutachtet, jedes Schild von allen Seiten, auch von hinten gelesen. Zeit. Zeit. Zeit. Das reine Glück, so viel Zeit zu haben und durch die Natur zu streunen. Wir wandern über einen Bach und stecken unsere Füße hinein. Nicht, dass sie uns wehtun, so langsam wie wir einen vor den anderen setzen. Aber das gemächliche Plätschern des Bachs ruft uns förmlich und was soll man manchen, wenn das Leben so deutliche Worte spricht. Erst nachher erfahren wir, dass der Bach wohl schon andere gerufen hat und daraus einige Kneipp-Stationen entstanden sind. Unsere Füße verstehen’s gut …



Tal der Schmetterlinge

Ganz fassungslos bin ich angesichts der ausufernden Taufelder. Mit jeder neuen Sonne-Wolken-Konstellation entsteht ein neues glitzerndes Bild aus Blumen und Gräserflächen. Der Dunst schleicht durch die schattigeren Wiesendellen am Bach und auch wenn ich den chemischen Prozess verstehe, finde ich es trotzdem magisch. Es summt und zwitschert. Schmetterlinge. Überall. Blaue mit weißen Punkten, schwarze, gelbe, weiße. Auf den Wegen, in den Blüten, auf den Schultern, wohin der Blick auch fällt.

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Käffchen trinkt man nicht im Gehen

Wir streunen weiter und trinken einen Cappuccino bei der ersten Hütte, der Großberghütte. Setzen uns vor einer Heuscheune auf eine Bank. Legen die Füße in die Höhe und verstehen langsam, dass Zitas Lieblingstal das Tal vieler Herzen ist. Familien, Freundesgruppen, Menschen aller Sprachen ziehen vorbei. Es ist ein Gekichere und Geschnaufe, besonders, wenn man am Talende den kurvigen Weg hoch zum Seefeldsee nachzeichnet – das nenne ich Aufstieg! Den Ehrgeiz können wir in unserer Seelenruhe aber nicht mehr aufbringen.

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Hunger im Land der Zwerge

An der Pranter-Stadel-Hütte essen wir goldgelben Kaiserschmarrn und Spiegeleier mit Röstkartoffeln. Ich lege mich in einen einladenden Sonnenstuhl, während ringsum die Gartenzwerge den Tag vertrödeln, die Tische bunt gescheckt herumstehen, überhaupt der Eindruck einer Wunderwelt entsteht. Hinten bauen sich die Berge auf, ein weißer Wasserfall läuft wie ein Milchrinnsal zwischen den Felsen herab. Pferde, Geißlein, Ziegen grasen ringsum und lassen sich nicht aus der Ruhe bringen.

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Heimweg in Slow Motion

Auf dem Heimweg nehmen wir mal die Abzweigung Nr. 15 durch den Wald. Wir sind nach fünf Stunden Verzauberung noch im Wunderland, während Zita im Garten steht und unsere entspannte Gesellschaft mit einem breiten Lachen empfängt. Ja, mit glücklichen Gesichtern kommen alle aus dem Altfasstal zurück.



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