Ein Stück wilde Südtiroler Schönheit
Morgen werden wir abreisen und die E-Bike-Tour auf den kleinen Gitschberg, die ich mit einer Equipe der Bikeschule Brixen schon vor drei Tagen unternommen habe, sitzt mir immer noch in den Knochen. Leider war das Wetter trüb und es fehlte die freie Sicht auf die Berge. Genau aus diesem Grund soll es heute noch einmal hoch bis oberhalb der Pichlerhütte gehen! Diese Tour sollte meine Waden nicht allzu sehr überstrapazieren und trotzdem ausreichen, um einige Bergpanoramen digital festzuhalten, bevor es wieder nach Hause geht. Auf geht’s!
Idyllische Stille
Ich radle los und gleich oberhalb des Hotel Bacherhof halte ich kurz inne, um meinen Blick über das Dorf
Meransen schweifen zu lassen. Es ist schon beeindruckend, dass das Hochplateau, auf dem es liegt, erst seit den Achtziger-Jahren über eine direkte Straßenverbindung aus dem Pustertal erreichbar ist. Die Ruhe von damals scheint dennoch irgendwie erhalten geblieben zu sein – und je länger ich in die Ferne schaue, desto mehr verfestigt sich dieser Gedanke. Mein Bike-Akku ist noch fast 100 Prozent geladen und es wird Zeit, in die Pedale zu treten. Auf dem gut befestigten Waldweg strample ich hoch bis zur Waldgrenze. Hier auf knapp 2.000 Metern liegt die
Pichlerhütte, die ich gegen neun Uhr erreiche und die mich auch direkt zur ersten Rast einlädt!
Zieleingabe: Bergkulisse
Eine Linzerschnitte und ein Cappuccino passen perfekt zu meinem Bike- und Foto-Programm. Ich bin zeitlich gut unterwegs und das ist auch gewollt so! Die ganze Familie möchte nachher mit dem Zug noch nach Brixen zum Shoppen und wir haben vereinbart, uns um halb elf Uhr an der Bar im Bacherhof zu treffen. Bis auf die Spitze des kleinen Gitschbergs hinauf muss ich heute nicht unbedingt fahren, sagt mir meine innere Stimme. Ich schaue auf die Karte meines GPS-Navi und beschließe, die Tour noch bis unterhalb des Falzarer Jochs weiter zu fahren. Der letze Anstieg ist zwar etwas steil, aber dennoch gut befahrbar – vor allem mit den 250 Extrawatt an meinem Bike.
Berge wild und schön
Nach etwa einer Stunde erreiche ich mein Ziel: Die Stimmung kurz vor dem Falzarer Joch auf 2.200 Metern ist nicht nur fotografisch beeindruckend. Kennzeichnend für die Pfunderer Berge ist, dass sie bereits auf dieser Höhe Stimmungsbilder zaubern, für die man in den Alpen sonst weit höher hinaufsteigen muss. Hier oben spielt das Sonnenlicht mit den kargen Gesteinsschichten und Schluchten und verstärkt die Konturen der Landschaft wie in einem Schattenspiel. Das Grün klettert an den Steilhängen empor, kann die Gipfel aber nicht erreichen. Die Pfunderer Berge, zwischen dem Alpenhauptkamm und den Dolomiten gelegen, sind für mich ein Stück wilde Südtiroler Schönheit und ich gerate für eine kurze Weile in Staunen.
Ich nehme noch einen kräftigen Schluck aus meiner Trinkflasche und schließe den Zipp meiner Windschutzweste. Bye, bye Pfunderer Berge! Die 800 Höhenmeter bis hinunter zum Bacherhof vergehen wie in einem Zeitvakuum – ungefähr zwei Stunden habe ich für diese flotte Morgentour gebraucht. Und erst als ich in die Garage einbiege, wird mir bewusst, dass meine Gedanken noch immer bei den Gipfeln, Jöchern, Tälern, Seen und Hütten der Umgebung und meines Urlaubs sind. Ach, wie gern würd’ ich ihnen allen noch einen zweiten Besuch abstatten! Wie ein Mantra spiele ich die topografische Karte rund um Meransen in einem Gedankenfilm ab und vergesse beinah’ die Welt um mich herum. Aber jetzt ab in die Dusche: Halb elf kommt schneller als gedacht!
Von Meransen aus gelangt man mit dem Mountainbike übrigens zu so einigen Gipfeln der Pfunderer Berge! Für gemütliche Ausfahrten steht dem Radfahrer auch ein ordentlich ausgebautes Wegenetz zur Verfügung. Mit dem Bike ins Altfasstal oder Richtung Osten ins Weitental – viele Naturlandschaften, Almhütten und Sehenswürdigkeiten rund um Meransen sind vom Bacherhof aus per Rad gut erreichbar!